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Ideen und deren Folgen

Es ist eine Frage der Zielsetzung und der Erwartungen,
die den Wehrdienst sinnvoll oder sinnlos erscheinen lässt.
Sollen wir von einer Einsatzarmee wieder zu einer Ausbildungsarmee mutieren?

 Immer wieder, zuletzt in einem Gespräch der SN mit dem Landeshauptmann von NÖ, hört man dass die Rekruten nach der Grundausbildung „herumlungern“ und nicht sinnvoll beschäftigt werden. Daher müsse – so schließt man daraus – der Wehrdienst reformiert werden (siehe Information der NÖ-ÖVP: „LH Pröll nimmt Stellung zu aktuellen politischen Themen Im Interview mit den Salzburger Nachrichten sprach Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll unter anderem zu der andauernden Wehrpflichtsdebatte und der Steuerhoheit der Bundesländer. Hier gehts zum ausführlichen Interview“).

Das ist richtig, wenn
- es Aufgabe des Bundesheeres ist, Animator zu sein,
- es Aufgabe des Bundesheeres ist, für Beschäftigung und Unterhaltung zu sorgen.

Das ist nicht richtig, wenn
das Bundesheer die Aufgabe hat, sich für Einsätze zu formieren, vorzubereiten und bereit zu halten.

Oder haben Sie etwa schon einen Feuerwehrmann gesehen, der rund um die Uhr Feuer löscht? Oder einen Rettungssanitäter, der rund um die Uhr im Rettungsauto herumfährt und Leben rettet? Oder einen Polizisten, der rund um die Uhr Verbrecher verhaftet?
Oder …. Die Beispiele ließen sich endlos fortführen.

„Das Bundesheer muss von einem Ausbildungsheer zu einem Einsatzheer reformiert werden“ konnte man vor nicht allzu langer Zeit immer wieder hören. Das war auch eines der Argumente der Reform „Bundesheer 2010“, die ja als abgeschlossen erklärt wurde ehe man in die laufende Transformation wechselte.

Jetzt sind wir also (fast) ein Einsatzheer, wo Soldaten halt auf Einsätze warten (denn diese werden ja von politischen Gremien angeordnet und nicht vom Bundesheer), und man ist damit auch nicht zufrieden.

Kann man ja auch nicht sein, denn man hat uns die Organisation beschnitten, die Geldmittel gekürzt und Einsatzmittel abverkauft, sodass wir in der Wartezeit auch nicht mehr vernünftig üben können.

Und jetzt sind wir daran Schuld, dass die Grundwehrdiener „nur mehr warten müssen“? Da unterliegt man vielleicht doch einem Trugschluss, auf den wir wahrscheinlich bisher zu wenig aufmerksam gemacht haben.

 Eigentlich müsste man erklärend allen Wehrpflichtigen Folgendes sagen:

Du kommst jetzt zum Bundesheer. Das ist ein riesiger Betrieb. Und so, wie es in jedem großen Betrieb der Fall ist, wirst Du nach einer Grundausbildung in eine Funktion innerhalb dieses Betriebes und dessen System eingeteilt. Du wirst beim Bundesheer in eine Rolle eingeteilt, die für das Funktionieren des Systems „Bundesheer“ einen entsprechenden Wert hat. Kenntnisse und Fähigkeiten, die Du bis dahin erworben hast, werden dabei möglichst berücksichtigt.

 

Aber wie in anderen vergleichbaren Organisationen kann auch beim Bundesheer nicht jeder Kommandant sein oder immer das machen, was ihm gerade Spaß machte. Auch bei der Feuerwehr gibt es Kraftfahrer, Maschinisten, Schlauchträger und viele andere Funktionen mehr, die aber insgesamt hervorragend zusammenwirken müssen, damit der Erfolg des Teams garantiert ist.

 So ist es auch beim Bundesheer, denn das ist eine Summe einzelner Funktionen, die aufeinander eingespielt sein müssen, wo gegenseitiges Vertrauen auf Verlässlichkeit besonders wichtig ist. Und wenn ein Panzerfahrer nicht gerade seinen Panzer fahren muss, dann muss er ihn vielleicht warten und pflegen, damit er ihn bei Bedarf verlässlich bewegen kann, ehe er ausruhen darf. Und der LKW-Fahrer auch. Und … Auch dafür ließen sich unendlich viele Beispiele anführen.

Soldaten, Herr Landeshauptmann Dr. Pröll, haben also keinen „Leerlauf“, „lungern“ nicht herum. Sie haben vielleicht (wohl auch Gott sei Dank) Wartezeit vor einem Einsatz. Wie bei der Rettung und bei der Feuerwehr zum Beispiel auch Wartezeiten gegeben sind. Wie es Wartezeiten in jedem Betrieb gibt.

Und wie es Wartezeiten auch in Einsätzen geben kann oder muss. Denn es hilft nichts, wenn der Rettungsmann zwar am Einsatzort ist, aber nicht retten kann, weil die Feuerwehr den Verletzten erst aus dem Unfallfahrzeug schneiden muss. Da muss er warten können, der Rettungsmann. Und wenn er es nicht gelernt hat, dann verzweifelt er vielleicht daran. Auch Warten muss man lernen!

Richtig ist, dass beim Bundesheer derzeit die oben angeführte Wartezeit nicht mehr in jenem Umfang zum Beispiel durch Training verkürzt werden kann, die wünschenswert, ja sogar erforderlich wäre. Weil uns die Politik das dafür notwendige Geld nicht gibt.

Der Vorschlag, den Wehrdienst von derzeit 8 (gem. Wehrgesetz!) auf 5 Monate zu verkürzen, wäre ein weiterer Schritt, dem Bundesheer Ressourcen zu entziehen. Denn das würde einen noch höheren Personaldurchsatz als es bisher schon der Fall ist bedeuten. Sozusagen war schon die nur 6-monatige (statt eben der gesetzlich vorgesehenen 8 Monate) Inanspruchnahme von Wehrpflichtigen bereits betriebwirtschaftlicher Wahnsinn, so würde der Vorschlag „5 Monate sind genug“ wohl den endgültigen betriebswirtschaftlichen Todesstoß für das Bundesheer bedeuten.

Würde etwa ein Landeshauptmann auf die Idee kommen, einen bestimmten Prozentsatz seiner Landesbediensteten alle 5 Monate auszutauschen? Alle 5 Monate wieder von vorne beginnen? Keine Nutzungsdauer mehr vorfinden? Und: Wie viele Personen seiner „Einsatzorganisation“ müssten dann für die Schulung der neuen Kräfte abgezogen werden? Ein tolle Idee, oder?

 

Es ist an der Zeit, Sachargumente zu beachten. Es ist an der Zeit sich zu überlegen, was ausgesprochene Ideen tatsächlich für Konsequenzen fordern. Und es ist an der Zeit, auf Fachleute zu hören. Zum Beispiel auf General Mag. Entacher.

Siegfried Albel