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Dem ist nichts hinzuzufügen:

Leserbrief von OA Dr. Lukas Kriechbaumer, 5020 Salzburg in „Leserpost“, Die Presse vom 04. 07. 2020, Seite 28 „Debatte“:

Wird das Heer gebraucht, gibt es keine Alternative

Zur Bundesheer-Diskussion

Die Vorbereitung auf das wahrscheinlichste Szenario ist in vielen Lebensbereichen sicher vernünftig, in einigen wären die Fokussierung auf das wahrscheinlichste Szenario und das Ausblenden des eher unwahrscheinlichen aber katastrophal. Die Vorstellung, dass sich eine unfallchirurgische Abteilung nicht auf die Versorgung von Schwerstverletzten vorbereitet, sondern auf di Behandlung der häufigeren Leichtverletzten, hinterlässt ein mulmiges Gefühl. Noch viel unangenehmer ist die Vorstellung einer völlig unvorbereiteten und unausgerüsteten Armee, wenn diese gebraucht wird. Denn wird sie gebraucht, gibt es keine Alternativen (wie ein anderes Krankenhaus) und keine nennenswerte Vorlaufzeit. Wie schnell globale Veränderungen auftreten und auch Österreich direkt betreffen, zeigen zahlreiche Beispiele (Covid-19, Migrationskrise, syrischer Bürgerkrieg, arabischer Frühling, Balkankrieg usw.).

Wäre die Armee aber auf den unwahrscheinlichen Fall des bewaffneten Kampfes ausgerichtet, könnte diese Armee alle übrigen, weniger intensiven, aber wahrscheinlicheren Einsatzszenarien (sicherheitspolitischer Assistenzeinsatz, Katastropheneinsatz …) leicht beherrschen. Wer beispielsweise gelernt hat, unter Feinddruck eine Brücke über einen Fluss zu bauen, kann dies ohne feinddruck mühelos. Ebenso kann ein Unfallchirurg, der gelernt hat Schwerst- und Mehrfachverletzte zu behandeln, mit Leichtigkeit Leichtverletzte versorgen.

Welcher Gewinn (politisch, finanziell, gesellschaftlich) durch das völlige zerschlagen des Bundesheeres mit seinem ohnehin mickrigen Wehrbudget winken soll, bleibt in Anbetracht der dauerhaften Folgen rätselhaft.

Siegfried Albel