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Zum Sterben zu viel - zum Leben zu wenig?
Die nun bekannt gewordenen Zahlen zu den Budgets des Bundesheeres bis 2022 lösten heftige Reaktionen aus. Weil sich die Entwicklung des Budgets des Bundesheeres negativ darstellt und dies im krassen Widerspruch zum Bedarf des Ressorts steht. Denn seitens des Bundesheeres wurde ein deutlich gesteigerter Finanzbedarf ermittelt, den auch der Verteidigungsminister der „Übergangsregierung“ so gesehen und vertreten hat. Auch wenn die Berechnungen den Schönheitsfehler aufweisen, dass für notwendige Maßnahmen im Bereich des Personals (Beispiel: Einführung eines einheitlichen Schemas für Offiziere) keine Mittel vorgesehen waren.
Die IGBO nimmt dazu wie folgt Stellung:
Es ist allgemein bewusst, dass man um eine bestimmte Summe Geld nur eine entsprechende Menge an Waren bekommt. Das heißt umgelegt auf das Bundesheer: Wenn man die Fixkosten für Personal (gemäß gesetzlicher Vorgaben), Infrastruktur und deren Instandhaltung bzw. Adaptierung aufgrund gesetzlicher Bestimmungen, Material und dessen Instandhaltung (zu einem Teil ebenfalls aufgrund gesetzlicher Vorgaben) mit den Summen in den beabsichtigten Budgets für 2021/2022 vergleicht, stellt man sehr rasch fest, dass für notwendige Investitionen nichts mehr übrig ist. Man könnte sogar behaupten, dass auch der notwendige Betrieb der Organisation nur mehr eingeschränkt bedeckt ist.
Das bedeutet, dass – wann immer ein Einsatz des Bundesheeres notwendig wird – dieser natürlich zusätzlich zu finanzieren sein wird. Und es bedeutet auch, dass der Einsatz wohltrainierter Verbände de facto nicht mehr möglich ist, weil es diese schlichtweg nicht mehr gibt!
Das ist deshalb so, weil das Bundesheer aus „Kaderrahmenverbänden“ besteht, die durch Rekruten befüllt werden und erst so ihre tatsächliche Funktionalität gegeben sein kann. Für militärische Aufgaben ist aber allen Rekruten eine sechsmonatige Ausbildungszeit verordnet. Erst danach kann das Training im Verband beginnen und können diese Organisationselemente als „wohltrainierte Verbände“ bezeichnet werden.
Nun wissen wir, dass die Rekruten genau dann wieder in das Zivilleben zu entlassen sind, wenn sie die Feldverwendbarkeit erreichen und das Verbandstraining beginnen könnte. Damit kann das Bundesheer keine wohltrainierten Verbände haben. Stattdessen startet dann der Kreislauf der Rekrutenausbildung erneut – mit gleichbleibendem Ergebnis. Dafür aber mit einer enormen Belastung für das Kader des Bundesheeres, denn zusätzlich zur Ausbildung der Rekruten sind alle Einsätze nur durch Zusammenziehung von Kader (weil es eben keine feldverwendungsfähigen Rekruten mehr gibt), die Aus- und Weiterbildung sowie Auslandseinsätze zu bewältigen. Das stellt auf Sicht eine brutale Überforderung des Kaders dar und kann auch nur als völlig unökonomisch qualifiziert werden. Es steht wohl auch der Bundesverfassung entgegen, die zur sofortigen Auftragserfüllung verpflichtet und keine lange Vorbereitungszeit vorsieht. Diese ist aber unbedingt notwendig, wenn man an die Zusammenziehung von Kader aus unterschiedlichen Orten und militärischen Qualifikationen oder an Miliz denkt.
Der einzig mögliche Schluss aus den gegebenen Verfassungsbestimmungen lautet: Das Bundesheer muss so viele Verbände einsatzbereit haben, dass eine Aufgabenerfüllung jederzeit möglich ist.
Die Frage ist: Wie kommt man zur erforderlichen Anzahl an einsatzbereiten Verbänden?
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„Message-Control“ im Bundesheer – ein seltsames Symptom
Seit geraumer Zeit habe ich eine mangelnde Diskussionskultur in Österreich, auch innerhalb des Bundesheeres, angesprochen und kritisiert.
Ich habe das Gefühl, dass Fragen und Gegenvorschläge bestenfalls als persönlicher Angriff aufgefasst werden, anstatt sie zu einer sachlichen und konstruktiven Diskussion zu nutzen.
Dies ist für mich nunmehr in beinahe allen Bereichen unserer Gesellschaft zu bemerken. Ich registriere Diskussionsunfähigkeit, Diskussionsverweigerung und Sprachlosigkeit. Ausgenommen davon ist das permanente Wiederholen der eigenen Meinung, aber meist ohne auf vorgebrachte Argumente anderer einzugehen.
Dieses Verhalten vor allem von Politikerinnen und Politikern ist einerseits kein gutes Vorbild und muss andererseits dazu führen, dass man sich unverstanden, ja sogar provokant ignoriert fühlt. Das aber fördert letztlich extreme Standpunkte und extremes Verhalten. Dies vor allem, um der empfundenen Ignoranz durch jene, die darauf angewiesen sind, dass man sie im Vertrauen bei den Wahlen mit seiner Stimme bedenkt, entgegentreten zu können.
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Der heurige Tag der Wehrpflicht stand unter dem Motto
"Umfassende Landesverteidigung".
Dabei wurde bewusst der Fokus auf jene Komponenten gelegt, die nicht dem Militär zugeordnet sind. Also waren die "Geistige Landesverteidigung", die "Wirtschaftliche Landesverteidigung" und die "Zivile Landesverteidigung" im Brennpunkt. Referenten aus allen dafür zuständigen Ministerien legten die Sicht ihrer Dienststellen dar. Hörte sich absolut gut an. Die Berichte der Praktiker allerdings und auch meine persönlichen Erfahrungen aus meiner Tätigkeit als Informationsoffizier hingegen ließen dann die "Graue Theorie" etwas anders aussehen.
So wurde nach den Darstellungen eines eben erst in Pension übergetretenen Bezirkshauptmannes und eines amtierenden Bezirkskommandanten des ÖRK bewusst, dass in kritischen Situationen (z. B. schon bei einem Blackout) wahrscheinlich die Bevölkerung verhungert sein wird, ehe sie "Lebensmittelbezugsscheine" ausgestellt bekommen wird und nach zwei Tagen wohl kein Rettungsauto mehr fahren kann, weil keinerlei Betriebsmittelvorräte vorhanden sind. Ob das beim Bundesheer viel anders ist kann man gerne diskutieren.
Für mich sieht staatliche Krisenvorsorge jedenfalls anders aus. Politische Verantwortung sollte auch wahrgenommen werden, ist meine Meinung!
Ich hoffe. dass wir das bei dieser Veranstaltung der Plattform Wehrpflicht auch transportieren und bewusst machen konnten.
Zumindest bei den mehr als 400 interessierten Teilnehmern, darunter die Wehrsprecher aller im Parlament vertretenen Parteien und Frau Bundesministerin Magistra Klaudia Tanner.
Foto: Albel (Im Haus der Industrie in Wien,
beim Info-Stand der IGBO)
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VuK-Newsletter #35 - 26. Jänner 2020
Mjr Herbert SAURUGG, MSc ist zwischenzeitig ein international anerkannter Experte und ein Aushängeschild für das Offizierskorps des Bundesheeres!
Umgang mit Unsicherheiten
Im letzten Newsletter mit dem Betreff "Es geht voran" haben wir aufgezeigt, dass man aus einem negativen Ereignis auch etwas lernen kann, um zukünftig besser mit Unerwartetem umgehen zu können. Entscheidend ist die Lernbereitschaft, die erst wirklich dann zur Resilienz führt, wenn diese Bereitschaft in ein intensives Lernen mündet. Das erhöht die Chance, dass dann mit unerwarteten Ereignisse besser umgegangen werden kann.Aber es gibt keine hundertprozentige Sicherheit! Nirgends. Daher müssen wir uns auch trotz aller Fortschritte weiterhin mit den Schattenseiten der modernen Entwicklungen auseinandersetzen, welche gerade in den letzten Tagen und Wochen nicht weniger geworden sind. Ganz im Gegenteil. Nur dadurch kann die Achtsamkeit gesteigert werden.
Blackout-Gefahr wird realer
Das Österreichische Bundesheer hat vergangene Woche mit der klaren Aussage, dass binnen der nächsten fünf Jahre mit einem Blackout zu rechnen ist, weiteres Aufsehen erregt. In dieser Deutlichkeit wurde das bisher noch von keiner staatlichen Stelle ausgesprochen. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass auch die weiteren erforderlichen Schritte gesetzt werden. Und das nicht nur im Österreichischen Bundesheer. Wir alle sind gefordert, die gesamte Gesellschaft, nicht nur einzelne Akteure. Die Netzbetreiber machen einen hervorragenden Job. Aber es wird immer schwieriger und aufwendiger. So werden mittlerweile auch klare Warnungen ausgesprochen, wie gerade aktuell in Tirol. Nur einzelne Politiker glauben allen Ernstes, die persönliche Vorsorge wider besseres Wissens in Abrede stellen zu müssen.
Zudem ist der Blick nur auf einzelne Länder völlig unzureichend. Gut ist aber, dass nun dies mit aller Deutlichkeit wenigstens in einem Land der Bevölkerung vermittelt wird. Das Verschweigen oder das Abwiegeln vernichtet jede gegebenenfalls doch vorhandene Achtsamkeit und damit auch die notwendigen Maßnahmen zur Vorbereitung auf bisher undenkbare bzw. verdrängte Gefahren. Wider der häufig geäußerten Befürchtung einer Panikmache, gibt es nach jedem Vortrag viele dankbare Menschen, die den ehrlichen Umgang mit den bestehenden Risiken honorieren und auch mit der Eigenvorsorge beginnen.
Massiver Anstieg von Cyber-Angriffen
Nachdenklich stimmen auch die aktuellen Entwicklungen im Cyber-Raum. Es vergeht mittlerweile kaum ein Tag, wo nicht von umfangreichen und schwerwiegenden Infrastrukturausfällen in Behörden, Kommunen oder Unternehmen berichtet wird. Unter anderem gibt es seit Anfang Jänner 2020 einen erkannten Cyber-Angriff auf das österreichische Außenministerium. Viel ist dazu noch nicht bekannt geworden, außer dass mittlerweile nicht nur alle österreichischen Cyber-Sicherheitskräfte, sondern auch mehrere Spezialisten des deutschen Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur Hilfe geholt wurden. Dabei handelt es sich "nur" um einen Angriff auf die Office-IT. Was ist, wenn das weiter eskaliert und auch wichtige Infrastruktureinrichtungen lahmgelegt werden? Wie viele Kräfte zur Gegenwehr bzw. Wiederherstellung haben wir noch verfügbar? Vielleicht ebbt auch wieder alles ab. Wir werden es wohl bald wissen.